In meinen Trainings gibt es für mich nur ein Kriterium um einen Erfolg oder Misserfolg zu definieren: Vertrauen. Vertrauen mir die Teilnehmer, kann ich sie überall hin führen. Vertrauen sie mir nicht, ist die Blockade unüberwindbar. Ich habe verloren. Grundvorraussetzung ist immer die von mir erbrachte emotionale Vorkasse: Erst wenn ich den Menschen etwas vorgelebt habe, kann ich eine aktive Beteiligung erwarten.

Die amerikanische Psychologin Brene Brown berichtet in ihrem Top Ten TED Talks über eines ihrer Projekte, welches sich genau mit dieser Frage beschäftigt. Sie wollte wissen, warum manche Menschen eher in der Lage sind ein funktionierendes soziales Netzwerk zu etablieren, als andere. Ihre Erkenntnis besagt, das für manche das Konzept NICHT in Vorleistung zu treten nicht existiert. Sie sind deutlich leichter in der Lage Menschen für sich zu gewinnen und Vertrauen auszustrahlen, als andere. Diese Menschen besitzen ein besser funktionierendes soziales Netzwerk und sind im menschlichen Miteinander erfolgreicher. Der Titel ihres Vortrages lautet „The Power of vulnerability“ , auf deutsch: „Die Macht der Verletzlichkeit“. Sie versteht also die Verletzlichkeit nicht als Schwäche, sondern als Energiezentrum, welches viele von uns ungenutzt lassen.

In einem meiner Workshops, arbeiten wir an Szenen, die wir dann am letzten Tag aufzeichnen. An diesem Tag fungiere ich als Regisseur. Es gibt wenige Berufe bei denen man klarere Führungskompetenzen mitbringen muss, als in diesem. Zu diesem Workshop war ironischerweise eine Regisseurin gestoßen, deren Workshop ausgefallen war. Sie machte den Workshop mit und ich bot ihr an, am letzten Tag auch eine Szene zu inszenieren. Die Schauspieler, welche eben noch jede meiner Regieanweisung mit Freude umgesetzt hatten, fingen nun an jede Idee der Regisseurin in Frage zu stellen. Diese wurde immer unsicherer und verfiel auf einmal in einen Befehlston, der darin gipfelte das sie den Schauspielern sagte: “Jetzt macht das einfach!“. Ich würde nicht sagen, das die Szene eine Katastrophe war, aber nahe dran. Der Szene fehlte jegliches Leben, die Beziehung war unklar, gespielt von mürrischen, uninspirierten Schauspielern. Ich wollte der Frau die Möglichkeit geben, im Workshop erlerntes, praktisch anzuwenden, bedachte dabei aber nicht, das ich eine Gruppe 4 Tage lang geführt hatte und diese auf einmal einen neuen „Chef“ bekam, der nicht etabliert war. Somit hatte Sie keine Chance. Ihre Erfahrung (sie hatte international ausgezeichnete Kurzfilme produziert) und ihre Ausbildung also Ihre fachliche Kompetenz, halfen ihr nicht. Ich dagegen hatte objektiv gesehen wesentlich weniger Kompetenz als sie, also weniger „Recht“ Regie zu führen, konnte aber aufgrund der Vorleistung die Gruppe zu besseren Ergebnissen führen.

Die Regeln des menschlichen Austauschs sind universell. Zu jeder Führung gehört ein Gefolge. Wollen wir ein aktives Gefolge haben, das sich mit Spaß und motiviert an unserem Projekt beteiligt, so bedingt das unsere Bereitschaft, den Menschen etwas zu geben, uns zu öffnen und somit die Führungsrolle anzunehmen.

Also: Öffnen Sie sich. Zeigen Sie Leidenschaft und wagen Sie etwas. Gehen Sie in die emotionale Vorkasse und streichen Sie Ihren Gewinn ein. Die Mitarbeiter werden es Ihnen danken mit Motivation und Inspiration.